Wundheilung über die Ernährung beeinflussen?

Nov 11, 2024 | Allgemein

Was kaum jemand weiß: Große und/oder chronische Wunden essen mit. Deshalb ist die richtige Ernährung unglaublich wichtig. Sie kann nämlich die Heilung chronischer Wunden unterstützen und beschleunigen. Gleichzeitig wird das Immunsystem durch ausreichende und ausgewogene Ernährung gestärkt und das Infektionsrisiko verringert.

Grund für das „Mitessen“ der Wunde ist, dass der Körper für die Wundheilung neues Zellmaterial aufbauen muss. Und das geht nur, wenn dem Körper mehr Eiweiß (Protein), mehr Energie (aus Kohlenhydraten und Fetten) sowie auch mehr Nährstoffe wie Vitamine oder Mineralstoffe zur Verfügung gestellt werden. Die richtige Ernährung ist daher das A und O für eine ordentliche Wundheilung.

Chronische Wunde oder umfangreiche Verletzung?
Das braucht der Körper jetzt…

Energie

Bei Wunden aller Art (auch z.B. bei Dekubitus) sowie auch bei Tumoren, starker Verbrennung und schweren Verletzungen benötigt der Körper mehr Energie. Empfohlen werden 30-35 kcal/kg/KG/Tag („Kilokalorien je Kilogramm Körpergewicht je Tag“). Das ist so viel, wie ein Handwerker benötigen würde, der täglich mittelschwere bis schwere Tätigkeiten verrichtet und dabei auch häufig mehr als 25 kg heben muss. Bettlägerige Patienten und Patientinnen sollten etwas weniger zu sich nehmen (25-30 kcal/kg/KG/Tag).

Eiweiß

Wegen der Mehrbelastung durch die Wunde holt sich der Körper für die Wundheilung viel mehr Protein aus der Nahrung. Ist dort nicht genug enthalten, wird körpereigenes Eiweiß herangezogen, das dann unter anderem den Muskeln nicht mehr zur Verfügung steht. Das bedeutet: Unzureichende Proteinzufuhr führt zum Abbau von Muskeln und nachfolgend zu nachlassender Kraft. Wer mit einer großen oder chronischen Wunde belastet ist, kann sich den Verlust von Kraft nicht leisten. Hier muss rechtzeitig vorgebeugt werden.

Beim gesunden Menschen beträgt der tägliche Eiweißbedarf ca. 0,8 g/kg Körpergewicht. Bei Wundheilungsstörungen ist der Bedarf erhöht und liegt zwischen 1,2 – 1,5 g/kg Körpergewicht. Für die Entstehung von neuem Bindegewebe und den Aufbau von Kollagen benötigt der verwundete Körper zudem auch essentielle Aminosäuren wie Methionin, Cystein und Arginin, die im Allgemeinen bei ausgewogener Ernährung ausreichend zugeführt werden können.

Kohlenhydrate

Kohlenhydrate sind unsere wichtigste Energiequelle und müssen in ausreichender Menge zugeführt werden, um auf die angestrebte Kalorienzahl zu kommen. Wenn dem Körper Kohlenhydrate fehlen, verbrennt er – wie zuvor schon gesagt -körpereigenes Eiweiß und das ist nicht gut. Weil Kohlenhydrate, die für die Wundheilung gut sind, den Blutzuckerspiegel erhöhen, müssen Diabetiker mit chronischen Wunden engmaschig überwacht werden.

Fett

Fette sind ein essentieller Bestandteil der Zellmembran und auch für die Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen notwendig. Wichtig sind dabei vor allem mehrfach ungesättigte Fettsäuren in Form von Omega 3 und Omega 6. Omega-3-Fettsäuren können zudem entzündliche Prozesse hemmen und beeinflussen die Blutgerinnung positiv.

Vitamine und Mineralstoffe

Vitamine werden in fettlösliche (Vitamin A, D, E, K) und wasserlösliche (Vitamin B-Gruppe und Vitamin C) eingeteilt.

Der Zusammenhang zwischen einem unzureichenden Vitaminstatus und dem Vorliegen diabetischer Fußulzerationen und/oder einer verzögerten Wundheilung wurde 2021 definitiv nachgewiesen. Patientinnen und Patienten mit diabetischem Fußsyndrom wiesen geringere Spiegel von Vitamin C, E und Selen auf. Außerdem ergab sich ein Zusammenhang mit dem Mangel an Vitamin B12, Folsäure (ein Vitamin der B-Gruppe) sowie den Vitaminen D, A und E mit einer schlechten Wundheilung.

Flüssigkeit

Bei chronischen Wunden ist der Flüssigkeitsbedarf erhöht. Der Flüssigkeitsverlust über das Wundexsudat darf dabei nicht unberücksichtigt bleiben. Zeichen für einen Flüssigkeitsmangel („Dehydration“) können Gewichtsveränderungen, Veränderungen der Harnmenge, Hautveränderungen oder erhöhte Natrium-Serumwerte sein. Dehydration verringert zudem die Bereitstellung von Sauerstoff und Nährstoffen für die Wunde. Ein Schnelltest, der Flüssigkeitsmangel anzeigt:

Drücken Sie die Haut am Handrücken oder Unterarm zu einer Hautfalte zusammen. Bei ausreichender Flüssigkeit im Körper glättet sich die Haut nach dem Loslassen unmittelbar wieder, während die Falte bei einem Flüssigkeitsmangel mehrere Sekunden stehen bleiben kann.

Eine Faustformel für die Deckung des täglichen Flüssigkeitsbedarfs fordert 30 ml/kg/KG (1/3 aus Nahrung + 2/3aus Getränken).

Praktische Empfehlungen

Für viele Menschen ist es nicht einfach, sich von unliebsamen Ernährungsgewohnheiten zu lösen und oft will eine Umstellung des Ernährungsplans auch nicht so richtig in den Tagesablauf passen. Hier ein paar Ideen, die geeignet sind, ein wenig gesunde Struktur in die Ernährung zu bringen:

  • Zu jeder Mahlzeit eine Proteinquelle servieren.
  • Mindestens zwei Portionen Obst und/oder Gemüse pro Tag essen.
  • Pflanzenöle beim Braten, in Salaten und in Marinaden verwenden.
  • Die Portionsgrößen können gleich bleiben, aber die Häufigkeit der Mahlzeiten sollte bei Wunden durch Zwischenmahlzeiten erhöht werden.
  • Zu jeder Mahlzeit und zu jeder Zwischenmahlzeit eine ausreichende Menge trinken.
  • Täglich ein paar Pekannüsse essen. Sie enthalten Eiweiß, ungesättigte Fette, Vitamin E, Zink, Magnesium und viele weitere Nährstoffe. Pekannüsse können übrigens auch dazu beitragen, das Herz-Kreislauf-System zu stärken, den Cholesterinspiegel zu regulieren und das Risiko von Herzerkrankungen zu reduzieren.

Wenn Sie einen Ernährungs- oder Flüssigkeitsmangel bei sich oder Ihren betroffenen Angehörigen bemerken oder sich unsicher sind, ob Ihre Ernährungsgewohnheiten die Wundheilung ggf. beeinträchtigen, sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt darüber.